Lernrezepte leicht gemacht

Die heutige Arbeitswelt ist komplex und manchmal regelrecht überwältigend. Einfach gute Arbeit zu leisten, reicht nicht mehr aus – man muss bei den neuesten Entwicklungen und Veränderungen immer auf dem Laufenden bleiben. Dieser Umstand sorgt ebenso wie die neuen Formen der Zusammenarbeit dafür, dass wir sehr beschäftigt sind. Dabei sollte eines jedoch nicht in Vergessenheit geraten: Der Wandel wird weitergehen und deshalb ist es wichtiger denn je, auf die persönliche Entwicklung zu achten, auch um nicht stehen zu bleiben. Unternehmen bieten oft einen Weiterentwicklungsrahmen mit Trainingsprogrammen und anderen Lerninitiativen an, letztlich sind es aber die Mitarbeiter selbst, die für ihre individuelle Entwicklung verantwortlich sind.

Neue Dinge zu lernen macht Spaß. Wenn da nicht noch der Job, die Familie und weitere Ablenkungen wären. So besteht die Gefahr, dass wir immer im Modus von „Ich sollte mal xy lernen“ oder „Sobald dieses Projekt erledigt ist, fange ich mit z an“ bleibt. Die Wahrheit ist: Wenn man sich das Lernen nicht zur Angewohnheit macht, kommt man nie dazu. Das wäre dann eine verpasste Chance, seine Fähigkeiten zu erweitern und auch schade, weil es heutzutage so viele gute Lernmöglichkeiten gibt. 

Warum haben wir nun so oft mit der Umsetzung unserer eigenen Lernvorsätze zu kämpfen? Tatsache ist, dass Konzentration und Disziplin für das Lernen unverzichtbar sind, wie auch Wiederholung und Regelmäßigkeit. Das mag langweilig erscheinen, ist aber unvermeidlich, wenn man es ernst meint. Von daher sollte man versuchen, sich das Lernen zur Angewohnheit zu machen. Der große Vorteil bei Gewohnheiten ist: Sie fallen uns leicht; die Routine macht das Nachdenken überflüssig. Gewohnheit spart die Energie und Zeit, die sonst für Entscheidungsfindung und Selbstkontrolle aufgewendet werden müssen. Die durch diesen Aufwand entstehende Ermüdung führt häufig zum Aufgeben. Mit einer festen Lerngewohnheit hingegen wird ein kontinuierlicher Fortschritt erreicht, sodass sich größere Ziele erfüllen lassen.

Wie geht man also vor, damit das Lernen selbstverständlich wird? 

Hier vier praktisch umsetzbare Schritte:

  1. Treffen Sie Ihre Wahl

    Legen Sie zuallererst fest, was Sie lernen wollen. Beachten Sie, dass Ihre Motivation schnell nachlässt, wenn Sie ein Thema wählen, das für Sie nicht wirklich relevant ist. Gibt es ein Fachgebiet, auf dem Sie besser werden möchten? Wären Sie gern Wegbereiter für neue Themen? Forschungsergebnisse zeigen, dass „dreaming big“ gut geeignet ist, um ein Ziel zu formulieren. Legen Sie also zunächst Ihr Ziel fest, und unterteilen Sie es in kleinere Unterziele, um mit ersten Schritten zu starten. 

     

  2. Werfen Sie einen Anker

    Jeder hat Angewohnheiten, die zu seinem Lebensstil und Kontext passen. Typische Gewohnheiten könnten Meditieren nach dem Aufstehen und Zubettbringen der Kinder am frühen Abend sein. Das Positive dabei ist, dass wir diese Gewohnheiten als Anker zum Auslösen unserer neuen Lerngewohnheit nutzen können. Wenn Sie eine Ihrer Routinen als Anker auswählen, können Sie Ihre neue Lerngewohnheit quasi als ein weiteres Kettenglied einfügen.

    Um den richtigen Anker auszuwählen, sollten Sie an eine sehr zuverlässige Gewohnheit anknüpfen. Wenn Sie Ihre Lerngewohnheit einmal täglich ausüben möchten, sollten Sie einen Anker wählen, der einmal am Tag auftritt (etwa „nach der Morgenmeditation“ oder „nach dem Zubettbringen der Kinder“). Entscheiden Sie sich für etwas, das Sie immer präzise festgelegt tun. Was wäre also der beste Anker für Ihr neues Lernverhalten?

  3. Erstellen Sie ein Rezept

    Ihr Lernziel steht fest, und Sie haben einen oder mehrere Anker zum Auslösen Ihrer gewünschten Lerngewohnheit ausgewählt. Nun ist es an der Zeit, das Rezept zusammenzustellen, das Sie zu einer bestimmten Zeit mit spezifischen Zutaten einüben:


    „Nachdem ich (Ihr Anker, die schon vorhandene Gewohnheit) habe, werde ich (Ihre zu erlernende neue Verhaltensweise).“

    Nehmen wir an, Sie möchten Ihre Verhandlungskompetenz verbessern. Ihre Rezepte könnten dann so lauten:

    Erstes Rezept:
    Jeden Morgen werde ich nach oder beim Kaffeetrinken 10 Minuten lang Fachartikel lesen.

    Zweites Rezept:
    Vor dem Zubettbringen der Kinder werde ich immer mittwochs von 18 bis 19.30 Uhr an einem Verhandlungstraining teilnehmen.

    Drittes Rezept:
    Nach unserer monatlichen Teamsitzung werden drei Kollegen und ich uns eine Stunde lang über bewährte Verfahren rund um Gruppenverhandlungen austauschen. Wir werden das mindestens drei Mal tun.

  4. Eliminieren Sie die „Pfeif drauf“-Momente

Neue Angewohnheiten sind fragil. Deshalb sollten Sie alle Hindernisse beseitigen, die Sie von Ihrem neuen Weg abbringen könnten. „Pfeif drauf“-Momente sind solche, in denen Sie gerade denken: "Das ist die Mühe nicht wirklich wert!“ Überprüfen Sie in einem solchen Fall Ihr Ziel, Ihren Anker und die zugehörige Angewohnheit. Finden Sie heraus, an welcher Stelle Ihr System droht, zusammenzubrechen. Das Testen und Anpassen Ihres Rezepts ist ein Teil Ihres Lernprozesses!

Die Herausforderung besteht darin, ein Rezept zu finden, das zuverlässig funktioniert. Ohne Ausprobieren und Anpassen geht es dabei nicht. Wenn Sie Ihre Angewohnheit aber erst einmal fest etabliert haben, werden Sie nur noch schwer davon abzubringen sein.

Und wie ist es bei Ihnen? Welche Lerngewohnheiten haben Sie entwickelt?