Wie Sie "Intrapreneurship" in Ihrem Unternehmen fördern

Unternehmertun ist für Volkswirtschaften lebenswichtig, da es Arbeitsplätze schafft und für Wohlstand und soziale Sicherheit sorgt. Erfolgreiche junge Entrepreneure aus der Technologiebranche werden bewundert, insbesondere diejenigen, die es vom „Tellerwäscher zum Millionär“ gebracht haben. Einige Unternehmen wünschen sogar, dass alle Mitarbeiter unternehmerischer denken und handeln, und haben Entrepreneurship in ihre Unternehmenswerte aufgenommen.1

Herbeigeführt wurde das Umdenken des Managements durch die Erkenntnis, dass der Schwerpunkt weg von der Effizienz und mehr in Richtung Innovation verlegt werden muss. Laut einer Studie der Wirtschaftsuniversität Wien erzielen die Top 100 der deutschen mittelständischen Unternehmen 55 % ihres Umsatzes und 59 % ihres Gewinns mit Produkten, die höchstens 3 Jahre alt sind.2

Wie also verkürzen Sie Innovationszyklen in bürokratischen Strukturen und Prozessen? Wie gehen Sie mit Hierarchien um und erhalten die Genehmigung für unerwartete spezielle Maßnahmen, die den Rahmen bestimmter Rollen sprengen? Wie können Sie mit noch weniger Ressourcen innovativer sein? Das ist das Dilemma, vor dem die Unternehmen stehen, und „Intrapreneurship“ ist ein Konzept, mit dem eine Antwort gegeben werden soll. Für die Förderung des unternehmerischen Denkens unter den Arbeitnehmern gibt es in der Tat gute Gründe, denn hinter großartigen Erfindungen wie den 3M Post-it Notizzetteln, Google Earth und dem iPod von Apple stehen Mitarbeiter. Ausgehend von der Annahme, dass Unternehmen mit einer das Intrapreneurship fördernden Kultur eine höhere Produktivität aufweisen, betrachten wir, wie Unternehmen den Unternehmergeist ihrer Mitarbeiter wecken, wobei die Manager als Stimulatoren fungieren.

Was können Manager von Entrepreneuren lernen?

Ein Entrepreneur hat Antrieb, geht persönliche und finanzielle Risiken ein, indem er eher Chancen als Grenzen sieht. Er schafft Neues, indem er Trends lange vor anderen erkennt und ein gutes Gespür für neue Produkte und Services besitzt, Arnaud Mourot, Director Ashoka Europe, beschreibt in einem Krauthammer-Interview den Entrepreneur als jemanden, „der Chancen sieht und so selbstbewusst ist, dass er Risiken eingeht und etwas erschafft, ohne dafür die Erlaubnis einzuholen.”

Im Gegensatz zu den Entrepreneuren sind „Intrapreneure“ Angestellte in einem Unternehmen. Sie sind loyale Rebellen, die den Status Quo in Frage stellen und für Veränderung kämpfen. Sie erkennen Geschäftschancen, sind produktiver und kosteneffizienter und schaffen unerwarteten Nutzen. Laut Prof. Dr. Franke geht „Intrapreneurship“ mit einem Wandel der Unternehmenskultur einher. Verantwortung und Rechenschaftspflicht, Ergebnisse anstelle von Konformität sowie Agilität und Risikoinkaufnahme sind die neuen Werte. Sie ergänzen die Reporting-Systeme, Stellenbeschreibungen und Kontrollmechanismen der herkömmlichen Unternehmenskultur.3 In ihrem Buch “The Shift: The Future of Work is already here”, weist Lynda Gratton darauf hin, dass Mitarbeiter sinnvolle Aufgaben und eine größere Verbundenheit mit dem Unternehmen wünschen. Aus diesem Grund kann das Management den Aufbau einer das „Intrapreneurship“ fördernden Kultur durch Einführung neuer Netzwerkplattformen, Zeit für neue Projekte und Anreize für innovative Mitarbeiter entscheidend beeinflussen.

Wenn Sie also das „Intrapreneurship“ beeinflussen oder sogar Vorbildfunktion dabei übernehmen möchten, sind die folgenden zehn Verhaltensweisen von Interesse:

 

1. Denken Sie unkonventionell und visionär. Verlassen Sie sich nicht auf bewährte Methoden. Gehen Sie beim Umgang mit Geschäftschancen, der Konkurrenz, Preisdruck usw. neue Wege. Machen Sie durch ganzheitliches Denken aus der Vision die Realität! Gehen Sie bei der Zusammenarbeit mit gutem Beispiel voran, und vermeiden Sie Abteilungsegoismen!

 

2. Schaffen Sie Anreize dafür, dass Mitarbeiter neue Ideen vorbringen (Konkurrenz, interne Messen, Intranet, Open Space), und sorgen Sie dafür, dass sie Sie oder andere Manager problemlos ansprechen können. Wenn Sie erkennen, dass ein Mitarbeiter großes unternehmerisches Potenzial hat, halten Sie ihn nicht zurück und akzeptieren Sie, dass Sie ihn vielleicht im Team verlieren.

 

3. Stoßen Sie einen transparenten Entscheidungsfindungsprozess an. Chancen für Innovation und neue Möglichkeiten bleiben häufig das Geheimnis derer, die sie erkannt haben, weil die Unternehmensstrukturen der Pionierarbeit nicht förderlich sind. Geben Sie Ihren Leuten grünes Licht, und unterstützen Sie sie. Beziehen Sie alle ein. Spornen Sie jeden an, ggf. eigene Ideen einzubringen. Schaffen Sie mitarbeiterübergreifenden Mehrwert!

 

4. Helfen Sie Mitarbeitern, Entscheidungen zu treffen, die sich auf ihre Arbeit auswirken. Machen Sie die Mitarbeiter für ihre nächsten Schritte verantwortlich. Wenn Ihre Mitarbeiter wie Entrepreneure handeln sollen, müssen Sie sie auch als solche behandeln!

 

5. Nehmen Sie Fehler hin. Andernfalls ist es unmöglich, eine das „Intrapreneurship“ fördernde Kultur zu entwickeln. Akzeptieren Sie Rückschläge oder Misserfolge bei innovativen Projekten, und entwickeln Sie eine Art „Sicherheitsnetz“ für innovative Mitarbeiter, um deren persönliches Risiko auf ein annehmbares Niveau zu reduzieren.4 Sorgen Sie dafür, dass Risikoübernahme akzeptiert wird, und bestrafen Sie nichts und niemanden! Das Fazit von Arnaud Mourot: „Man kann aus einem Fehlschlag lernen und wieder von vorne anfangen. Man lernt, nicht aufzugeben, da dies ein Stück des Weges ist. Das Scheitern ist oft der erste Schritt zum Erfolg.”

 

6. Sorgen Sie dafür, dass alle wie der Vertrieb denken: Schaffen Sie ein Umfeld, in dem jeder – und nicht nur die Vertriebsabteilung – stolz darauf ist, zu verkaufen. Vom Office-Manager, der die Kunden begrüßt, bis hin zum Managementteam, das Interviews gibt, sollte jeder eine Schlüsselrolle in diesem Prozess inne haben.

 

7. Seien Sie hartnäckig! „Entrepreneure sind engagiert und schreiben ihre Ideen nicht ohne Weiteres ab. Sie können andere einnehmen und sind in der Lage, um ihre Idee herum eine Bewegung zu schaffen“, erklärt Arnaud Mourot. Trennen Sie Leidenschaft, Kreativität und Logik nicht voneinander. Arbeiten Sie eng mit anderen zusammen, und inspirieren Sie sie mit Ihrer Leidenschaft und Ihrer Beharrlichkeit.

8. Folgen Sie wie ein Entrepreneur Ihrem Instinkt. Nutzen Sie Ihre Neugier und Intuition für Märkte, Kunden und Trends als Impulsgeber für Innovation.

9. Schaffen Sie Beteiligungsmöglichkeiten am Unternehmen. Wenn Mitarbeiter einen Anteil am Unternehmen besitzen, egal wie gering, ist ihre Bereitschaft, einen Beitrag zu seinem Erfolg zu leisten, wesentlich höher. Sie verhalten sich dann mehr wie Unternehmer und weniger wie Arbeitnehmer.

 

10. Feiern und belohnen Sie unternehmerisches Verhalten der Mitarbeiter. Das Ergebnis von Anerkennung und Förderung sind bessere Beiträge und größere Kreativität im Unternehmen. Wenn Ihre Mitarbeiter vom Erfolg einer Idee profitieren, sind sie noch motivierter, eigene Ideen einzubringen.
 
Eine „Intrapreneurship“-Kultur kann Unternehmen zu Innovationen und größerer geschäftlicher Rentabilität verhelfen. Dadurch, dass Mitarbeitern der Weg für Innovationen geebnet wird und sie die erforderlichen Instrumente sowie Zeit und Mittel erhalten, profitieren die Organisationen von größerem Engagement und von einem besseren Produkt- und Serviceangebot. Krauthammer folgt dem Grundsatz des disziplinierten Entrepreneurships, indem den Mitarbeitern die notwendige Freiheit eingeräumt wird, sich mit neuen Chancen und Herausforderungen zu befassen.

 

1 Prof. Dr. Nikolaus Franke: “Intrapreneurship - Konzept und historischer Bezug”,
   Hernstein International Management Institute, Vienna
2 Franke: “Intrapreneurship - Konzept und historischer Bezug”
3 Franke: “Intrapreneurship - Konzept und historischer Bezug”
4 Franke: „Intrapreneurship - Konzept und historischer Bezug“

Quelle:
Connecting the entrepreneurial workforce